Grindelwald (14.08.) – Zu zweit durch die Schweizer Berge

[Hinweis: Auf dieser Tour ist Jochen alleine ohne Alex unterwegs]

Heute war es soweit – meine Solo-Abenteuer bekommen Gesellschaft! Ein Freund aus dem Saarland, der diese atemberaubende Gegend bereits als Skifahrer im Winter erobert hat, wollte sie nun auch zu Fuß im Sommer entdecken. Nach einem gemütlichen Frühstück wurde ich vor meinem Hotel abgeholt, und schon ging es Richtung Grindelwald, wo unser gemeinsames Bergabenteuer in der Jungfrau Lodge beginnen sollte. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir Grindelwald. Das Auto war schnell geparkt, doch bis zum Check-in mussten wir noch warten – perfekt für den direkten Start unserer ersten gemeinsamen Tour.

Was für ein herrlicher Blick vom Parkplatz der Jungfraulodge hinauf zur Kleinen Scheidegg und zur Eiger Nordwand

Der Bus zur Großen Scheidegg kostete zwar saftige 27 CHF pro Person, aber ein Zücken der Kreditkarte später waren wir startklar für das Abenteuer. Von der Haltestelle am Grindelwalder Bahnhof (1.034 m) schlängelte sich die für PKW gesperrte Bergstraße spektakulär hinauf zum Berghotel auf der Großen Scheidegg (1.962 m).

Die Busfahrt wurde zu einem echten Erlebnis: Unsere Fahrerin begrüßte uns wie eine Gästeführerin – auch wenn wir von ihrem charmanten Schweizerdeutsch nur ihren Namen verstanden. Das Highlight: Bei jeder Kurve ertönte eine Fanfare, um bergab rasende Radfahrer vor dem entgegenkommenden Bus zu warnen.

Wir sind heil oben auf der Großen Scheidegg angekommen, aber Busfahrer möchte man auf der Strecke wirklich nicht sein

Von der Großen Scheidegg führte uns ein breiter, angenehm zu gehender Wanderweg in etwa eineinhalb Stunden zur Bergstation der Firstbahn auf 2.166 m Höhe. Während wir unterwegs nur wenigen Wanderern begegneten, herrschte an der Bergstation wieder das typische Alpentourismus-Gewusel.

Wenige Wanderer begleiten uns auf unserer Tour
Verlaufen war auf dem Weg nahezu unmöglich. Immer am Hang entlang mit Blick auf die schneebedeckten Berge des Berner Oberlands
Gemütlich geht es hier oben zu
Die First Seilbahn – eine schnellere Möglichkeit, hier herauf zu kommen

Der Gipfel des First war nur noch einen Katzensprung entfernt, und von dort pilgerten Scharen von Seilbahnfahrern zum etwa drei Kilometer entfernten Bachalpsee – schließlich wollte jeder ein bisschen “echte” Bergluft schnuppern. Mutige ohne Höhenangst wagten sich auf den First Cliff Walk: eine beeindruckende Gitter- und Treppenkonstruktion, die sich um die Felsen schlängelt und in einem atemberaubenden Fotopunkt über dem Abgrund endet.

Über eine Gitterkonstruktion geht es um die Felsen herum
…bis zum ultimativen Kick über dem Abgrund
Wir verabschieden uns langsam vom First und wandern in Richtung Bachalpsee

Schon beim Anmarsch wurde klar, warum der Bachalpsee ein Touristenmagnet ist. In dem märchenhaften kleinen Bergsee, eingebettet zwischen saftig grünen Weiden mit grasenden Kühen, spiegeln sich die majestätischen Gipfel der umliegenden Berge – wenn der Wind Pause hat.

Auch ohne Wanderausrüstung ist der Weg von der First Bergstation zum Bachalpsee problemlos zu schaffen
Herrliches Bergpanorama mit Wetterhorn (3.690m) links, Schreckhorn (4.078m) rechts und Bachalpsee im Vordergrund

Für uns der perfekte Moment für eine Pause: Snack auspacken und diesen unglaublichen 360-Grad-Bergblick auf sich wirken lassen. Der Blick schweifte zu den ewig eisbedeckten Riesen im Süden – Wetterhorn (3.690 m) und Schreckhorn (4.078 m) grüßten herüber.

Mit dem Bachalpsee hatten wir den höchsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht. Die nächsten drei Kilometer zum Berggasthaus Waldspitz führten gemächlich bergab durch Wiesen mit immer wieder neuen spektakulären Ausblicken auf die schneebedeckten Gipfel. Gleitschirmflieger und Hubschrauber wirkten vor dieser grandiosen Kulisse wie winzige Fliegen. Da die Bergstation First nicht gerade einladend zum Verweilen war, kam uns das Berggasthaus Waldspitz mit seiner gemütlichen Terrasse gerade recht. Bei einem kühlen Getränk sammelten wir Kraft für den steilen Abstieg zur Mittelstation der First-Seilbahn.

Die Wahl des schönsten Bergfotos fällt schwer – ist es dieses mit Erika im Vordergrund
…oder ist nicht der Blick ins Tal besonders beeindruckend?
Gleitschirmflieger vor Bergpanorama

Dort angekommen, standen wir vor der Wahl: Mit rollerähnlichen Gefährten ins Tal düsen (nach dem kräftezehrenden Abstieg sicherheitstechnisch keine Option), zu Fuß nach Grindelwald wandern (unsere Oberschenkel legten ihr Veto ein) oder mit der Seilbahn hinabfahren. Wir wählten Letzteres – für weitere 27 CHF. Einen Rabatt mit der Gästekarte hätte es nur bei der kompletten Fahrt vom First gegeben (die nur 9 CHF mehr gekostet hätte). Man könnte es als dreist bezeichnen, wie die Schweizer ihre Gäste zur Kasse bitten, aber bei dem ungebrochenen Andrang auf ihre Naturschönheiten können sie es sich offenbar leisten.

Genug bergab gelaufen für heute – den Rest erledigt die Seilbahn

Nach dem Einchecken im der Jungfrau Lodge war der Ärger über die Schweizer Preispolitik schnell vergessen, das Abendessen im Restaurant Barrys des Hotels Eiger entschädigte für alles.

Züricher Kalbsgeschnetzeltes im Berner Oberland mit Rösti und Karottengemüse

Beim anschließenden Bummel durch Grindelwald stießen wir per Zufall auf ein Open-Air-Kino hinter dem Sportzentrum. Der Film Nur noch ein einziges Mal lief gerade an – mit Getränken bewaffnet, schauten wir den Film bis zum (vielleicht vorhersehbaren) Ende und freuten uns schon auf die morgige Tour, die uns erneut hoch hinausführen sollte.

Ein perfekter erster gemeinsamer Wandertag in den Schweizer Alpen – auch wenn das Portemonnaie etwas leichter geworden ist!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert