Nach der Tour im Dunkeln gestern ging es heute Morgen im Hellen direkt weiter. Zuvor begrüßte uns um 6:30 Uhr unser Gastgeber Carlos zu einem sensationellen Frühstück mit jeder Menge Obst, frischem Fruchtsaft, Joghurt und zwei pochierten Eiern auf Toast – yummie! Gegen sieben Uhr fuhren wir anschließend ins “Curi Cancha Reserve”, wo wir um halb acht am Eingang des Reservats auf unseren Guide Christian trafen.
Obwohl er in der Region geboren ist, sieht er mehr wie ein Mitteleuropäer aus und spricht nahezu perfektes Englisch. Zu uns gesellten sich nur noch zwei weitere Teilnehmer, ein sehr nettes Paar aus Belgien.
Christian war ein sehr aufmerksamer Tourguide, der unglaubliches Wissen zu Fauna und Flora des Reservats zum Besten gab. “Curi Cancha Reserve” ist für seine Vogelwelt bekannt: Christian führte dankenswerterweise ein Swarowski-Teleskop mit sich – bei der Vogelbeobachtung ohne Guide wären wir – trotz Teleobjektiv – wahrscheinlich ohne nennenswerte Sichtungen durch die Gegend geirrt. Wo unser 300 mm-Tele nicht ausreichte, sprang Christian zur Seite, um Fotos mit der Handykamera durch sein Teleskop zu machen.
Es gab Einiges zu entdecken: wir machten uns – bei mittlerweile gewohntem ständigen Nieselregen und böigem Wind – auf den Weg durch den Wald.
Zu Sehen und Bestaunen gab es neben der Vogelwelt einen Weissrüssel-Nasenbär, ein mittelamerikanisches Aguti, eine Rotknie-Vogelspinne oder auch riesige Würgefeigen, die einmal in die Höhe gewachsen ihrem Namen alle Ehre machten und den ursprünglichen Wirtsbaum zum Absterben gebracht haben.
Auch im Kleinen waren tolle Dinge zu sehen: die zweitkleinste und kleinste Orchidee der Welt, die noch viel kleinere Blüten hervorbrachten.
Aber wegen alledem kommt man nicht ins “Curi Cancha Reserve”. Das eigentliche Ziel ist, die Vogelwelt zu erkunden. Und mit ein bisschen Glück und einem erfahrenen Guide bekommt man dann vielleicht sogar einen Quetzal – den Vogel der Götter – vor die Linse.
Los ging es mit einem Papagei, der im Nieselregen auf der Suche nach Früchten war.
Als nächstes kam uns ein Schwefeltyrann vor die Linse.
Der Sommertangar war im Baum mit seinem roten Gefieder leicht auszumachen -aber so schnell, wie man ihn entdeckt hatte, war er auch schon wieder weg.
Zwei Highlights standen noch auf der Liste der Sichtungen: zunächst ein Laucharassari aus der Familie der Tukane.
Anschließend bekamen wir doch tatsächlich einen weiblichen Quetzal vor die Linse beziehungsweise vor das Spektiv unseres Guides. Wir hoffen, auf unserem weiteren Weg durch Costa Rica auch ein männliches, noch prachtvolleres Exemplar zu sehen.
Im Gegensatz zu den oben genannten Vögeln war die Sichtung der Kolibris sehr einfach, da sich alle um die mit Zuckerwasser gefüllten, an einem Baum aufgehängten Futterstellen versammelten. Ab diesem Zeitpunkt war für ein gutes Foto nur noch Schnelligkeit und ein bisschen Glück notwendig.
Um einen besseren Eindruck von der Nahrungsaufnahme der Vögel zu bekommen, hier ein kurzes Video.
Christian nahm sich sehr viel Zeit und führte uns anstatt der geplanten drei Stunden fast eineinhalb Stunden länger durch die unterschiedlichen Trails. Insgesamt ein tolles Erlebnis, bei dem man auch in Kauf nimmt, durchnässt und verdreckt nach Hause zu kommen.
Anschließend mussten wir uns zwingend beim Mittagessen stärken. Im gegenüber liegenden Supermarkt trafen wir zufällig unseren Gastgeber Carlos an der Kasse, der uns auf den lokalen Bauernmarkt nebenan zum Probieren allerei exotischer Früchte mitnahm. Mangos und Papaya kannten wir schon, aber wie eine Große Sapote oder eine Stachelannone schmeckt, wissen wir erst jetzt: Letztere sehr lecker.
Gegen Abend machte sich Jochen noch auf den Weg, die Umgebung unserer Unterkunft zu erkunden. Nach dem Besuch einer kleinen Kaffeeplantage war erneut ein herrlicher Sonnenuntergang zu beobachten.