Quepos (Costa Rica) 14.02. – Hier ist was faul!

Vor den – wirklich sehenswerten – Tierfotos des heutigen Tages ein paar Bemerkungen: im Vorfeld zu unserem Besuch des Nationalparks “Manuel Antonio” haben wir viel Unterschiedliches über den Park gelesen. Der Nationalpark erstreckt sich lediglich über eine Fläche von 20 km², wovon allerdings ein großer Teil erst 2003 hinzugenommen wurde und aktuell nicht für Besucher zur Verfügung steht. Die Fläche, auf der sich die Besucher verteilen ist, daher relativ klein, insbesondere bezogen auf den Besucherandrang. An Sonntagen ist die Anzahl der Besucher auf 800 beschränkt. Viele Besucher interessiert jedoch nicht die Tierwelt im Park, sondern die herrlichen Strände. Daher zogen viele mit Handtuch und Badesachen (und einmal sogar mit einem laufenden Radio) bewaffnet durch den Park. Für Costa Ricaner beträgt der Eintrittspreis lediglich umgerechnet 3 USD, für ausländische Besucher 14 USD. Wahre Horrorszenarien liest man in Bezug auf den Eingang zum Park. Von Parkwächtern, die einen nötigen, ihren Parkplatz zu nutzen, und von aufdringlichen Guides, die unbedingt ihre Dienste an den Mann bringen wollen. Dies können wir zum Glück nicht bestätigen, zumal der Eingang des Parks gerade mal 50 m von unserem Hotel entfernt liegt und wir zu Fuß gehen konnten.

Die Nacht endete für uns bereits um sechs Uhr, eine halbe Stunde später saßen wir beim Frühstück und wieder eine halbe Stunde später machten wir uns auf den Weg zum Nationalpark: wir wollten den hohen Temperaturen und dem Besucherandrang ein wenig aus dem Weg gehen. Klappte beides nicht wirklich. Beim Verlassen des Zimmers war es schon ordentlich warm und schwül und die erste (und einzige) Schlange sahen wir heute Morgen um kurz nach sieben am Kassenhäuschen – da hieß es hinten anstellen.

Die Wege im Park sind wahre “Touristen-Autobahnen”, ein Weg ist sogar für Autos befahrbar, um die Touristen, die nicht gut zu Fuß sind, direkt bis zum Meer zu fahren. Die Fußwege führen entweder über Holzplanken oder sind betoniert und damit sehr komfortabel zu begehen. Man kann den Park über verschiedene kurze Wege erkunden. Unsere Hoffnung, abseits der Touristenströme mehr Tiere anzutreffen, war vollkommen vergebens. Interessanterweise waren die meisten Tiere dort zu finden, wo auch die meisten Touristen waren. Ein paar der Gründe sieht man auch später auf den Bildern.

Wir liefen nahezu alle Wege im Park ab, zunächst die kleine Halbinsel “Punta Catedral” mit schönen Ausblicken auf Meer und Strand. Anschließend machten wir noch weitere, aufgrund Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr schweißtreibende Spaziergänge zu zwei weiteren Stränden und Aussichtspunkten. Auf diesen Wanderungen begegneten wir nur ganz wenigen Touristen. Die meisten hielten sich weitgehend am zentralen Strand “Playa Manuel Antonio” und der direkten Umgebung auf.

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Sieht noch recht einsam aus, wird sich aber im Laufe des Tages deutlich ändern

Jetzt aber endlich zu den Tiersichtungen: am Strand sahen wir Waschbären und Weißschulterkapuziner, die sich nicht ohne Grund in der Nähe der Menschen aufhielten: Füttern ist strengstens verboten, wird aber nicht immer befolgt, und so fällt doch meistens was für die Tiere ab. Und falls nicht, gibt es zumindest einen sehr einfachen Zugang zu Süßwasser.

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Wo geht’s hier zum nächsten Waschsalon?
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Ein Weißschulterkapuzineraffe in natürlicher Umgebung
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Was gibt’s denn da nur zu sehen?
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Das hier ist dann keine natürliche Umgebung mehr. Aber der Affe befolgt zumindest das Schild und wäscht sich nicht die Füße an dem Wasserhahn, sondern nutzt ihn wie die Touristen als Trinkwasserquelle

Auch die schwarzen Leguane im Park haben die Scheu vor den Menschen bereits vollständig abgelegt und tummeln sich in direkter Nähe der Touristen:

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Ed von Schleck
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Sonne oder Schatten – wo ist der optimale Platz?

Völlig schmerzfrei – und definitiv an laute Touristen, die teilweise nicht wissen, wie man den Blitz an ihrem Knipsapparat abschaltet, gewöhnt – war ein Weißwedelhirsch, der keine zwei Meter vom Hauptweg entfernt genüsslich Blätter verspeiste. Später lief das Tier sogar direkt vor einer Touristengruppe entlang.

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Der Hirsch hatte sicherlich Stöpsel in den Ohren oder war taub
048a_Weißwedelhirsch_
Auf der Flucht oder bereits als Guide geschult?

Etwas höher in den Bäumen sah man Mantelbrüllaffen, und ab und zu konnte man ihr Schreien im ganzen Park hören. Warum diese Tiere zur Familie der Klammerschwanzaffen gehören, sah man, wenn man das Schwanzende suchte.

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Nicht brüllen – wer brüllt, ist im Unrecht!

Natürlich waren wir im Nationalpark auch auf der Suche nach Faultieren: auf einem Baum, um den sich bereits eine Vielzahl anderer Touristen scharten, wurden wir fündig – bei diesem Exemplar handelte es sich um ein Dreifinger-Faultier. Die Tiere verlassen die Baumwipfel ausschließlich zum Toilettengang, was aufgrund des niedrigen Stoffwechsels nur alle ein bis zwei Wochen notwendig ist. Als wir das erste Mal vorbeigingen, hing das Tier noch entsprechend seinem Namen untätig im Baum, wir konnten es aber auch in Aktion sehen. Erstaunlich, an welch dünnen Ästen sich das Tier entlang hangeln kann.

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Hier macht das Faultier seinem Namen alle Ehre
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Es geht aber auch anders: zwar nicht ganz so schnell aber akrobatisch an den Zweigen entlang
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Eine schöne Pose – sicher für die ganzen Touristen am Fuße der Bäume

Nach der Rückkehr im Hotel freuten wir uns auf das Zimmer mit Klimaanlage und eine erfrischende Dusche.

Morgen fahren wir weiter nach Süden zur “Golfo Dulce Lodge” in der Nähe des “Piedras Blancas”-Nationalparks: dort haben wir weder WLAN noch Klimaanlage, übernachten damit ökologisch (schwitzend) korrekt – der nächste Beitrag wird damit aber mindestens drei Tage auf sich warten lassen.

2 Kommentare

  1. Jetzt werden die dicken 13 Bände Grzimeks-Tierleben die ich zur Konfirmation erhalten hatte entsorgt. Euer Vogel-, Flora- und Fauna-Blog reicht allemal!

  2. Ich würde darum bitten, nie wieder in W-Lan-Löcher zu reisen…die Berichte sind etwas zu unregelmäßig für meinen abendlichen Ablauf vor dem Zähneputzen…;-))

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