Die Wetteraussichten für den heutigen Tag sagten fünf Stunden Sonnenschein voraus – gute Voraussetzungen für eines der Highlights einer Irland-Rundreise, der Fahrt entlang des Ring of Kerry. Die Strecke führt 180 km rund um die Iveragh-Halbinsel, die man am Besten entgegen dem Uhrzeigersinn bewältigt: Auch die Busse müssen die Tour in dieser Richtung befahren, um ein Verkehrschaos auf den zwar gut ausgebauten, aber nicht immer sehr breiten Straßen zu vermeiden.
Unsere Gastgeberin hatte uns ein paar Tipps für den Tag mitgegeben und so stoppten wir das erste Mal in Rossbeigh, wo wir zu einem kleinen Spaziergang durch die Dünen und entlang des Strands starteten.


Zum Glück hatten wir uns gut mit Pulli und Jacke gegen Wind und Wetter gewappnet, wunderten uns jedoch mal wieder, wie man bei Temperaturen von knapp unter 15 Grad und einer ordentlichen Brise mit kurzer Hose und T-Shirt herumlaufen kann. Ab und zu kam zwar mal die Sonne raus, was aber nicht reichte, um sich die warmen Klamotten vom Leib zu reißen.
Die nächste Empfehlung unserer Gastgeberin entpuppte sich dann jedoch als Flop: Auf der Fahrt nach Kells Bay freuten wir uns schon auf einen ordentlichen Espresso im Sala Thai Restaurant von Kells Bay House & Gardens. Das Restaurant hatte allerdings mittags geschlossen und der alternativ von uns gewählte Espresso aus der Nespresso-Maschine im Ticketshop war nicht als Muntermacher geeignet.

Kurz hinter Cahersiveen nahmen wir die Fähre hinüber in den Ort Knightstown auf Valentia Island, einem kleinen, aber lohnenswerten Abstecher vom eigentlichen Ring of Kerry, der für Busse gesperrt ist. Nächster Halt war mit Ausblick auf den Cromwell Point mit dem Leuchtturm von Valentia Island.

In der Nähe war ein kurzer Spaziergang mit dem Namen Tetrapod Trackway ausgeschildert: Natürlich mussten wir uns anschauen, was es damit auf sich hatte. 1993 entdeckte hier ein Schweizer Geologiestudent Fußabdrücke im Fels, die angeblich 385 Millionen Jahre alt sind und aus einer Zeit stammen, in der die Tiere gerade den Lebensraum an Land für sich eroberten. Wenn der Tetrapod gewusst hätte, dass 385 Millionen Jahre später jemand seine Fußabdrücke sehen könnte, hätte er sicherlich einen Freudentanz aufgeführt.

Am nächsten Stopp in nur 5 km Entfernung, dem sogenannten Slate Quarry, wurde im 19. Jahrhundert Schiefer abgebaut. Der Schiefer von hier war weltweit begehrt und wurde bspw. genutzt, um das Dach des Bahnhofs im mittelamerikanischen San Salvador einzudecken. Die Abbaustelle – ein Loch im Berg – ist allerdings nicht wirklich sehenswert, einzig ein weiterer toller Ausblick auf die Küste lohnte den Umweg.

Kurz vor dem Verlassen von Valentia Island starteten wir zu einem Spaziergang zum Bray Head mit Ausblick auf die Skellig Islands vor der Küste. Schon im 7. Jahrhundert war die Insel Skellig Michael von irischen Mönchen bevölkert, die hier ein Kloster gründeten. Nach dem Verfall des Klosters waren über Jahrhunderte die Vögel, unter ihnen Papageientaucher, die einzigen Bewohner der Insel – bis die Touristen den Ort für sich entdeckten. Vor einigen Jahren wurde das Finale des siebten Teils der Star Wars-Reihe mit Luke Skywalker auf der Insel gedreht. Wir sparten uns bei ordentlichem Wellengang die Überfahrt zur Insel und den Aufstieg über 600 Stufen zum Kloster und begnügten uns mit einem Foto aus der Ferne.

Auf dem ansteigenden Weg zum Bray Head sahen wir schon dunkle Wolken am Himmel aufziehen und kurze Zeit später wurden wir ordentlich geduscht, wobei es diese Beschreibung nicht ganz richtig trifft, es sei denn, man hat zu Hause eine Erlebnisdusche eingebaut, mit der man von allen Seiten nass werden kann. Bei stürmischem Wetter kam der Regen nämlich nicht nur von oben, sondern lag waagerecht in der Luft. Da nutzte auch eine Regenjacke oder ein Schirm nichts. Als kleine Entschädigung posierte auf dem Rückweg eine Kuh herrlich vor der Kulisse der Inseln vor der Küste.

Auf der Weiterfahrt entlang des Ring of Kerry kamen wir durch verstreut in der Landschaft liegenden Ansiedlungen von Häusern, deren Bewohner entweder vom Fischfang oder von Bootstouren zu den Skelligs leben. Andere Möglichkeiten sind als Einnahmequelle in der Einsamkeit auch nur schwer vorstellbar. Von der schönen Landschaft alleine lässt sich leider nicht leben.


Der letzte Stopp des Tages war Derrynane House. Für einen Rundgang im Haus war es bereits zu spät, was aber nicht weiter schlimm war, hatten wir doch so noch ein bisschen Zeit, durch den Garten des Hauses und entlang des nahegelegenen Strands zu spazieren. Wären die Temperaturen höher und der Wind weniger stark gewesen, das türkisfarbene Wasser hätte zu einem Sprung ins kühle Nass eingeladen.

Da die Zeit für die Fahrt zurück nach Beaufort, wo wir um 20 Uhr einen Tisch in der Beaufort Bar reserviert hatten, langsam eng wurde, mussten wir leider viel zu früh wieder aufbrechen. Aber ein gutes Abendessen ist ja auch etwas, worauf man sich freuen kann – und die Vorfreude war in diesem Fall auch gerechtfertigt.