Schwäbisch Hall (Deutschland) 30.10. – Auf diese Steine können Sie bauen

Viel mehr als den Werbespruch der gleichnamigen Versicherung fiel uns bis vor kurzem zu Schwäbisch Hall nicht ein. Bei unserem letzten Besuch im Elsass hatten wir in Erstein das Museum Würth besucht und uns gefragt, wo eigentlich Künzelsau – und damit die Firmenzentrale des Unternehmens Würth – genau liegt. Reinhold Würth, der die elterliche Schraubengroßhandlung übernahm und zu einem weltweit agierenden Unternehmen für Befestigungs- und Montagetechnik ausbaute, hat nicht nur Künzelsau ein Museum spendiert, sondern der nächst größeren Stadt Schwäbisch Hall gleich noch eine Kunsthalle. Alle von ihm zusammengetragenen Kunstwerke – hauptsächlich Werke der Moderne – würden wohl auch nicht in ein Museum passen.

Das bis 2010 genutzte Logo der Würth-Gruppe Quelle: wikipedia

Lange jedoch bevor die Familie Würth ihr Unternehmen gründete, war die Stadt Schwäbisch Hall zu Reichtum gekommen – wovon sich heute der Besucher beim Gang durch die weitgehend von Zerstörungen im zweiten Weltkrieg verschonte Altstadt überzeugen kann.

Wie andere Städte auch, die den Namen “Hall” im Stadtnamen tragen, wie zum Beispiel Halle an der Saale oder Bad Reichenhall war es das Salz, das den Reichtum der Stadt begründete. Die zur Salzgewinnung verwendete Quelle nahe des durch die Stadt fließenden Kocher weist mit 5% einen doppelt so hohen Salzgehalt im Vergleich zu den Weltmeeren auf. Durch Sieden des Salzwassers gewann man das kostbare Kristall, als Energiequelle wurden die Wälder in der Umgebung gerodet, bis nahezu keine Bäume mehr standen.
Die Stadt errang zudem als Münzpräge überregionale Bedeutung. Hier wurde der Haller oder auch Heller geprägt – eine Bezeichnung, die sich bis heute in unserem Sprachgebrauch gehalten hat, bspw. wenn jemand seinen Kredit “bis auf Heller und Pfennig” zurückzuzahlen hat. Die Münze aus dünnem Silberblech wurde im gesamten Heiligen Römischen Reich als Zahlungsmittel verwendet.

Nach Anreise und Einchecken im Hotel Goldener Adler begann um halb drei unsere 90-minütige Stadtführung am Marktplatz der 40.000 Einwohner-Stadt, in direkter Nähe zur Kirche St. Michael.

Blick auf den Marktplatz vom Eingangsportal von St. Michael
Marktplatz der Stadt mit dem Rathaus
Historische Häuser am Marktplatz
Evangelische Stadtpfarrkirche St. Michael – Ausgangspunkt der Reformation in Schwäbisch Hall

Die erstmals im Jahr 1156 erwähnte romanische Kirche wurde im 15. Jahrhundert bis auf den noch heute stehenden Glockenturm abgetragen und anschließend gotisch neu aufgebaut. Von 1522-1548 predigte hier der Lutherschüler Johannes Brenz und leitete so die Reformation in Schwäbisch Hall ein. Seine behutsame Reformation sorgte dafür, dass die reichhaltige mittelalterliche Innenausstattung der Kirche erhalten werden konnte.

So sind heute zum Beispiel der großartige niederländische Passionsalter aus dem Jahr 1460, das überlebensgroße Kruzifix von 1494 und viele reich geschmückte Kapellen zu bewundern. Es lohnt sich zudem ein Blick nach oben in das prächtige spätgotische Netzgewölbe.

Chorraum von St. Michael mit dem niederländischen Passionsaltar
Kruzifix aus dem Jahr 1494
Jetzt haben wir schon so viele Kirchen von innen gesehen, dass sogar Jochen bei dem Gewölbe sofort sagen kann, dass es in der Gotik gebaut wurde

Von der Aussichtsplattform des Kirchturms, die man über 160 Stufen erreicht, hat man einen schönen Blick über die Altstadt bis auf die andere Seite des Kocher.

Blick vom romanischen Kirchturm in Richtung Marktplatz und Altstadt

Über die mittelalterlichen Gassen, durch die die Pferdefuhrwerke das Salz der Stadt transportierten, schlenderten wir bis zur Kocher hinunter, wo die eigentliche Heimat der Salzsieder war.

Unser Gruppe vor den Mauern der Altstadt
Blick auf die Fachwerkhäuser am Kocher
Die heute nicht mehr zur Salzgewinnung benutzte Quelle: Das Quellwasser wird heute in ein Solebad im Hotel Hohenlohe gepumpt

Natürlich durften auch die kulinarischen Dinge nicht zu kurz kommen. Nach der Führung stärkten wir uns im Cafe am Markt mit einem Stück Mohntorte. Um 19 Uhr hatten wir im Restaurant unseres Hotels einen Tisch reserviert und ließen uns schwäbische Spezialitäten schmecken.

Spätzle mit Linsen und Würstchen – man erkennt sofort, wo man zu Abend isst

Zum Abschluss ging es dann noch rund 200m durch die Altstadt zu Olli’ s Bar. Der bevorstehende Feiertag sorgte für ordentlich Besucherandrang und wir waren froh, gerade noch einen Sitzplatz ergattert zu haben. Nach je zwei Cocktails traten wir den Nachhauseweg an und sanken müde auf die extrem bequemen Betten.

Morgen steht Kultur auf dem Programm – um 11:30 Uhr beginnt unsere Führung in der Kunsthalle.

 

 

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