Bevor wir zu den Ereignissen des heutigen Tages kommen, noch ein kleiner Rückblick auf den gestrigen Abend. Das deutsche Indochine-Forum hatte sich für sein diesjähriges Treffen das Abschlusskonzert der aktuellen Konzertreihe in Amnéville ausgesucht – und so pilgerten sie sternförmig aus ganz Deutschland nach Lothringen. Der Treffpunkt war für 18 Uhr im Foyer des Hotels in direkter Nähe zur Veranstaltungshalle Galaxie ausgemacht. Zwei Jahre nach dem letzten Treffen in Leipzig war es schön, viele alte Bekannte wieder zu treffen.
Ein kurzer Fußweg über die Straße zur Halle, 30 Minuten Schlange stehen und schon waren wir drin. Als um 20 Uhr zum ersten Mal die Lichter ausgingen und die Vorband startete, war die Raumtemperatur schon ordentlich angestiegen – als Indochine dann eine Dreiviertelstunde später mit ihrem Konzert starteten, kamen wir uns bereits vor wie in der Sauna – nur in vollständiger Montur und ohne Aufguss. Zum Glück hatten die Veranstalter irgendwann ein Einsehen und öffneten die Hallentüren, so dass wenigstens ab und an etwas frische Luft in die Halle gelangte.
Indochine gaben mal wieder alles – sowohl bei den Spezialeffekten (unter anderem wurden Videos auf eine riesige Projektionsfläche unter die Hallendecke geworfen) als auch mit ihrem Engagement (das Konzert dauerte inklusive Zugaben 2,5 Stunden).
Nach dem Konzert fand noch ein kleines Fantreffen im Biergarten auf der Rückseite des Hotels statt und gegen 1 Uhr traten wir dann erschöpft den Gang ins Hotelzimmer an.
Heute Morgen hatten wir uns mit weiteren Indochine-Fans in der Altstadt von Metz verabredet, um noch ein bisschen über das gestrige Konzert, die neue Haarfarbe von Nicola (einhellige Meinung: Daumen nach unten), nächste geplante Konzertbesuche und – zum Glück für Jochen – auch Themen abseits von Indochine zu plaudern.
Nach Besuch des Marktes, der Besichtigung der Kathedrale und einem kleinen Plausch mit deutschen Grenadieren, die gemeinsam mit ihren französischen Kollegen ihren militärischen fahrbaren Untersatz vor der Kathedrale ausstellten, machten wir es uns auf dem Place Saint-Jacques in einem Café bei kühlen Getränken gemütlich.
Nach einem kurzen gemeinsamen Spaziergang entlang der Mosel am Nachmittag gingen wir zurück zum Auto, schafften es, unseren fahrbaren Untersatz unbeschadet aus dem sehr engen Parkhaus an der Kathedrale zu manövrieren, und starteten unsere Fahrt in die Champagne nach Troyes.
Zweieinhalb Stunden später erreichten wir die Stadt an der Seine, bezogen unsere Unterkunft und starteten mit der Erkundung: Troyes blickt auf eine lange Geschichte zurück, schon die Kelten und die Römer waren hier zugegen und bereits im vierten Jahrhundert wurde Troyes Bischofssitz. Im späten Mittelalter stieg Troyes zum Zentrum der Bildhauerkunst auf und wandelte sich im 16. und 17. Jahrhundert zum Textilindustriezentrum – heute noch produziert hier Lacoste mit über 1000 Mitarbeitern T-Shirts und andere Kleidungsstücke.
Neben der Textilindustrie und dem Fremdenverkehr lebt die Stadt heute vor allem vom Champagner. Interessanterweise findet sich bereits im Grundriss der Altstadt darauf ein entscheidender Hinweis: Von oben betrachtet entspricht diese der Form eines Champagnerkorken, eingerahmt im Osten von der Seine und in der Mitte getrennt durch den Canal de Trévois, wo wir unseren Rundgang starteten.
Am Canal de Trévois befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes “das Herz der Stadt”: Die Herz-Skulptur wurde von einem lokalen Künstlerpaar entworfen. Spielen tagsüber die Kinder an den Wasserfontänen, kann man nachts das Herz mittels abwechselnder Beleuchtung quasi schlagen sehen.
Das Leben der Stadt spielt sich jedoch woanders ab: In der Altstadt werben unzählige Restaurants in hübsch herausgeputzen alten Fachwerkhäusern um Kundschaft. Hier ist für jeden was dabei.
Am Abend waren wir noch nicht ganz so mutig und zogen italienische Küche der einheimischen vor: Im La Piazza wurden wir zunächst stilecht mit einem freundlichen “Buena sera” begrüßt und danach mit guter Pizza verwöhnt. Die Espressomaschine allerdings stammte eher nicht aus Italien.
Wenn wir schon mal in der Champagne waren, sollte zum Abschluss natürlich auch ein Glas Champagner nicht fehlen.
Pünktlich zur zweiten Halbzeit des Champions League Finales zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool fanden wir in einer Bar an der Theke einen Platz mit Blick auf den Fernseher und konnten so die schönen Tore von Gareth Bale und die unglaublichen Patzer des Liverpooler Torhüters live miterleben, die die Niederlage Liverpools besiegelten.
Mit vielen schönen Eindrücken machten wir und auf den Weg zurück zum Hotel und versuchten, ein wenig Schlaf nachzuholen, der uns noch vom Vortag fehlte.