Semur-en-Auxois (Frankreich) 29.05. – Fontenay und Flavigny

Da es heute morgen beim Aufwachen regnete, starteten wir ganz gemütlich erst um 11 Uhr mit unserer halbstündigen Fahrt zur Abtei von Fontenay. Um 12 Uhr nahmen wir an einer Führung (natürlich in französisch, allerdings mit deutscher Broschüre) teil: Zunächst sah es nach einer sehr exquisiten Tour aus, da wir die beiden einzigen Interessenten zu sein schienen, doch kurz nach dem Start gesellten sich noch zwei deutsche Radfahrer unserer Gruppe hinzu.

Das Zisterzienserkloster wurde bereits im Jahr 1118 von Bernhard von Clairvaux als Tochterkloster der Primarabtei Clairvaux in diesem abgelegenen Tal gegründet. Die Anlage befindet sich noch weitgehend im Originalzustand, obwohl sie nach der französischen Revolution von den Mönchen verlassen und in eine Papierfabrik umfunktioniert wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts kauften die Brüder Aynard die Anlage und begannen mit der Restaurierung. Noch heute ist die Abtei im Besitz dieser Familie und wird von ihr bewohnt.

Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, dass das Kloster mal als Papierfabrik genutzt wurde

Die Führung startete mit der – wie es sich für Zisterzienserklöster gehört – sehr schlichten Abteikirche, die im Stil der Romanik gebaut wurde. Als nahezu einziger Schmuck befindet sich im Inneren der Basilika eine überlebensgroße Madonnen-Figur aus dem 13. Jahrhundert.

Abteikirche von Fontenay
Kurz mal nachmessen: 66m lang und 16,7m hoch
Madonna von Fontenay aus dem 13. Jahrhundert

Direkt neben der Abteikirche befindet sich der wunderschöne Kreuzgang, von dem man in den Kapitelsaal und in die Wärmestube gelangt. Vom südlichen Querhaus führt eine Treppe nach oben in das Dormitorium, den Schlafsaal der Mönche, der über dem Kapitelsaal liegt.

Ein Meisterwerk der Romanik

Die Mönche befassten sich überwiegend mit geistiger Arbeit, betrieben Studien oder fertigten Schreibarbeiten an. In der Schmiede, wo mehr die körperliche Arbeit im Vordergrund stand, wurde Eisenerz aus nahegelegenen Bergwerken verarbeitet. Die Produkte daraus dienten dem Kloster als wichtige Einnahmequelle.

Schmiede von Fontenay

Nach der Führung spazierten wir noch ein wenig über die Anlage, machten ein paar Fotos und fuhren kurze Zeit später nach Flavigny-sur-Ozerain. Die aus dem Mittelalter konservierte Bausubstanz des Ortes macht es zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs – zumindest für Touristen.

Flavigny-sur-Ozerain aus der Ferne betrachtet

Erster (und letzter) Stopp unseres Rundgangs war die Fabrik der berühmten Bonbons Les Anis de Flavigny, bei der man schon vor der Eingangstür riecht, was hier seit 1591 produziert wird. Im dazugehörigen Laden kann man die verschiedenen Sorten probieren und natürlich auch kaufen, was wir uns für unseren zweiten Besuch auf dem Rückweg aufsparten.

Die alte Abtei von Flavigny beherbergt heute die Anisbonbon-Fabrik

Auf dem Kirchplatz ließen wir uns vor der ehemaligen Scheune und heutigen Cafeteria La Grange nieder, um das Treiben auf dem Marktplatz zu beobachten. Jedoch passierte so gut wie nichts: Ein Maler ging ins Haus des Bürgermeisters, eine Einwohnerin trug ihr Altglas weg und zuguterletzt warfen zwei Wanderer einen Blick in die Kirche – das war es dann aber auch.

Nix los …
… hier auch nicht

Gleich neben dem Kirchplatz steht das Haus, dessen Fassade in dem Film Chocolat mit Juliette Binoche und Johnny Depp zu sehen war. Heute steht das Gebäude leider leer, ein Stück Schokolade von Johnny hätte Alex bestimmt nicht abgelehnt.

Wo versteckt sich nur Johnny?

Wir genossen die Langsamkeit des heutigen Tages, spazierten durch die weitgehend verlassenen Gassen des Dorfes, gingen zur Anisbonbonfabrik zurück und kauften uns ein paar Zitronenbonbons, die zum Glück nur einen ganz leichten Anisgeschmack aufweisen.

Anisbonbons in ganz vielen Geschmacksrichtungen und sehr schönen Dosen – ideal als Souvenir

Lange überlegten wir heute, welches Restaurant wir aufsuchen sollten. Letztendlich entschieden wir uns für die spartanische Variante eines Baguettes mit Käse und Schinken, das wir uns im Auchan besorgten. Nach dem Abendessen im B&B wollten wir uns Semur-en-Auxois nochmal genauer anschauen und ein paar Fotos machen.

Der Platz vor der Stiftskirche in Semur-en-Auxois. Wer hat hier eigentlich das Parken erlaubt?

Wir spazierten in die Altstadt, setzten uns auf die Terrasse eines Bistrots und verfolgten das Geschehen auf der Straße. Kurz vor Sonnenuntergang war es dann auch Zeit aufzubrechen und einen letzten Blick auf die Stadt zu werfen.

Au revoir Semur-en-Auxois

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