Dijon (Frankreich) 30.05. – Rinder, Schokolade, Senf, Weißwein und Kir – lang lebe Frankreich!

Nach vielen ländlichen Eindrücken – grüne Wiesen, riesige Weiden mit Charolais-Rindern und Wälder – ist unser nächstes Reiseziel Dijon, die Hauptstadt des Burgunds.

Charolais-Rinder
Heute essen wir definitiv kein Rind

Auf dem Weg trohnt kurz vor Dijon auf einem Felsvorsprung das kleine Wehrdorf Châteauneuf mit gleichnamiger Burg und weniger als 100 Einwohnern – ein  schönes Fotomotiv und die Gelegenheit für einen Zwischenstopp. Im Tal liegt der Canal de Bourgogne, der die Yonne mit der Saône verbindet und damit das Mittelmeer mit dem Atlantik. Heute wird der Kanal jedoch fast ausschließlich von Touristen mit Sport- und Hausbooten befahren.

Nette Hausboote am Canal bilden den Vordergrund für den Ausblick auf Châteauneuf

Aus gestriger Erfahrung erwarteten wir ein kleines Dorf im Dornröschenschlaf, waren aber positiv überrascht, dass sich auch einige andere Touristen die Burg anschauten, die heutzutage für Veranstaltungen genutzt wird.

Innenhof Châteauneuf-en-Auxois
Burgkapelle

Gerade waren Künstler dabei, ihre Werke für eine kommende Ausstellung aufzubauen – wir konnten schon einen Blick darauf werfen.

La chouette – das Wahrzeichen Dijons
Ob der Minotaurus anhand seines Fadens wieder aus diesem unglaublich komplizierten Labyrinth herausfindet?
Zum Glück ist das Vieh ein Vegetarier

Auch der Blick von Châteauneuf ins Tal hinein konnte sich sehen lassen.

Im Anschluss war schon wieder Zeit für eine kleine Pause, wir haben schließlich Urlaub. Während wir vom Frühstück noch weitgehend satt waren, genossen Franzosen am Nachbartisch bereits ihr Mittagessen – und was gibt es Leckeres als einen Teller Schnecken?
Lieber Tourist, pass also gut auf, dass Du nicht aus Versehen “escargots” (Schnecken) bestellst, wenn Du eigentlich ein Schnitzel (“escalope”) essen möchtest.
Den Franzosen scheint es allerdings sehr gut geschmeckt zu haben.

Schnecken und Wein, wir lassen es lieber sein

Frisch gestärkt – und erstaunlicherweise ohne mautpflichtige Autobahn – fuhren wir nach Dijon zur nächsten Unterkunft. Der Weg zum Hotel war mit dem Navi nicht sonderlich schwer zu finden – dumm nur, wenn kurz vor dem Ziel eine Baustelle mit geänderter Verkehrsführung die Weiterfahrt verhindert. Das konnte uns aber nicht aufhalten, über einen kleinen Umweg  gelangten wir zu unserem Hotel für die kommenden beiden Nächte.

Für den Stadtrundgang sollte uns eine App der Touristinfo von Dijon den Weg weisen. Eine Investition von 2,49EUR und etwa 2 Minuten später hatten wir eine Basis, um einen Rundgang entlang der Hauptsehenswürdigkeiten der historischen Innenstadt zu starten. Großes Manko der App: sie hängt sich permanent auf, ständig ist ein Neustart erforderlich. Die Infos, die der Besucher bekommt, sind jedoch sehr interessant und originell.

Die erste Sehenswürdigkeit war ein Geschäft des Senfherstellers Maille aus Dijon: Jochen probierte sich durch einige Sorten und fand zum Beispiel den enf für alSenf mit Parmesan sehr lecker.

Senf für alle Geschmäcker

Danach lockte uns die Pâtisserie Carbillet in seine Verkaufsräume – allerdings nicht, um eine der äußerst verlockenden Pralinés zu verkosten, sondern um eine Kugel Eis für 2,40 € zu erwerben. Trotz des – für deutsche Verhältnisse – ordentlichen Preisniveaus waren sowohl Alex mit der Sorte “Cassis-Sorbet” als auch Jochen mit “Pistazie” sehr zufrieden.

Ist das schon das Paradies?

Henri Chambellan, 1490-1493 Bürgermeister von Dijon, scheint ein bedeutender und auch wohlhabender Bürger der Stadt gewesen sein: sein Haus im Stil der Spätgotik in der Rue Forche weist äußerst originelle Skulpturen an der Fassade auf. Die kleinen Männchen mühen sich aufs Äußerste, die schweren Säulen der Hausfassade zu schultern.

Gleich ums Eck steht die Kirche Notre-Dame de Dijon: Wir waren überrascht von der Anzahl der Wasserspeier an der Fassade. Angeblich wurde ein Wucherer, der seine Vermählung in der Kirche feiern wollte, von einem herabfallenden Wasserspeier erschlagen. Aus diesem Grund setzten sich seine Kollegen für die Entfernung der übrigen Wasserspeier ein, so dass nur noch ganz wenige im Original erhalten sind.
Erst 1880-1882 wurden die übrigen heute zu sehenden Exemplare zur reinen Dekoration angebracht.

So viel regnet es auch in Dijon nicht, dass man diese Anzahl von Wasserspeiern wirklich bräuchte

Auf dem Dach der Kirche steht der sogenannte Jacquemart: eine Männerfigur, die mit einem Hammer die Glocke anschlägt. Die Uhr ist eine Kriegsbeute von Phillip dem Kühnen aus dem belgischen Courtrai im Jahr 1383.
Da die Bürger von Dijon fanden, dass der Jaquemart sehr einsam sein müsse, bekam er 1651 eine Gefährtin: Jacqueline. Um die Familie zu komplettieren, kam 1714 noch der Sohn Jaquelinet und 1884 die Tochter Jacquelinette hinzu, die jetzt die Viertelstunden schlagen.

Die Familie des Jacquemart bei der Arbeit – tagein, tagaus, egal ob es stürmt oder schneit

An einer Seitenwand der Kirche befindet sich zudem ein ganz außergewöhnlicher Glücksbringer – eine steinerne Eule. Berührt man die Figur mit der linken Hand, erfüllt sich ein Wunsch. Versucht haben wir es – schauen wir mal, was daraus wird.

Lucky man

Da kurz darauf leichter Regen einsetzte und die Aussichten für die kommenden Stunden auch kein Besserung versprachen, suchten wir das Musée des Beaux-Arts auf. Dieses befindet sich momentan laut Plakaten “in einer Metamorphose” und wird erst 2019 seine volle Schönheit offenbaren. Bis dahin sind im ehemaligen Herzogspalast überwiegend Kunstschätze aus dem Mittelalter aus dem Burgund sowie anderen Teilen Europas zu sehen. Wir fanden die Präsentation der Ausstellungsstücke sehr gelungen – man darf also auf die restliche Sammlung gespannt sein. Der Eintritt ins Museum ist gratis.

Höhepunkt ist sicherlich die Salle des Gardes, in der die Grabmäler der burgundischen Herzöge Phillip der Kühne und seines Sohnes Johann Ohnefurcht (nebst Gattin Margarete von Bayern) aus der Chartreuse de Champol ausgestellt sind. Rund um den Sockel des Grabmals von Phillip dem Kühnen reihen sich 41 Trauernde. Alleine an diesem Grabmal arbeiteten mehrere Künstler 25 Jahre. Das später entstandene Doppelgrabmal für Johann Ohnefurcht und seine Gattin Margarete wurde diesem nachempfunden.

Der Gardensaal
Johann und Margarete
Zwei Trauerfiguren

Nach einer kurzen Pause im Hotel nutzten wir die Vorzüge einer Großstadt und aßen im thailändischen Restaurant Thai & Dijon zu Abend. Auf dem Rückweg zum Hotel wollten wir noch einen Absacker zu uns nehmen und machten Halt in der Weinbar von Bruno. Die Auswahl der Weine überforderte uns zunächst, doch zum Glück standen auf der großen Karte nur die Flaschenweine – offene Weine gab es deutlich weniger.

Ach Du lieber Gott, was nehmen wir denn da bloß?

Bruno und seine Mitarbeiterin versorgten die Gäste mit Speisen und Getränken in einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit  – für das Wort “Hektik” scheint es  zumindest in dieser Bar keine Übersetzung ins Französische zu geben.

Während Jochen sich an den Weißweinen der Region probierte, fand der angebotene “einzig wahre” Kir – natürlich mit Crème de Cassis aus Dijon – Alex’ Gefallen.

Hier lässt es sich gut aushalten

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