Was für ein Anblick kurz nach dem Aufstehen – fast wie bei uns zu Hause. Daran könnten wir uns glatt gewöhnen.
Ein weiterer Weltkonzern hat seinen Hauptsitz am Genfersee: In Vevey residiert Nestlé, das 1866 vom Schweizer Apotheker Heinrich Nestle gegründet wurde. Ein Jahr später gelang es ihm, lösliches Milchpulver herzustellen, womit der Siegeszug des Unternehmens begann. Heute hat wohl jeder ein Produkt von Nestlé zu Hause.
Vevey hat aber noch mehr zu bieten: Am Ufer des Sees kann man herrlich über die Promenade spazieren, es sich gut gehen lassen und allerlei entdecken. Für die Fitnessbegeisterten wurde sogar eine kleine Anlage mit Sportgeräten aufgebaut, an denen wir uns auch probierten, wovon wir aber besser keine Bilder zeigen – unsere Fitness ist nicht gerade olympiareif.
Vor dem Alimentarium hat die Stadt einem ihrer berühmtesten Einwohner ein Denkmal gesetzt: Charlie Chaplin lebte ab 1952 in Corsier-sur-Vevey im Herrenhaus Manoir de Ban, wo er 1977 auch starb. Heute befindet sich in seinem ehemaligen Wohnsitz ein Museum.
Nur 10 Meter von Charlie Chaplin entfernt steht ein weiteres Denkmal, allerdings im Wasser des Genfersees: Die acht Meter hohe Gabel aus rostfreiem Stahl wurde 1995 anlässlich des 10jährigen Bestehens des Alimentariums aufgestellt: Der ursprüngliche Firmensitz von Nestlé beheimatet heute ein Museum der Ernährung.
Aber die Stadt blickt nicht nur in die Vergangenheit, sondern geht auch mit der Zeit: Der Besucher kann auf einer Parkbank, die auf der Sitzfläche mit Solarzellen ausgestattet ist, sein Handy aufladen – vorausgesetzt, er hat sein Ladekabel dabei.
Nach einem arbeitsreichen Morgen kann man zudem hervorragend die Mittagspause am Ufer des Sees verbringen und vom nächsten Urlaub träumen.
Ganz im Osten des Genfersees liegt Montreux, das weniger durch internationale Großkonzerne oder Institutionen bekannt ist, sondern vielmehr durch Musik: Hier findet seit 1967 jedes Jahr im Juli das Montreux Jazz Festival statt. Einen schönen ersten Eindruck von Montreux erhält man von der Pfarrkirche Saint-Vincent hoch über der Stadt.
Ein Ereignis in der Geschichte der Stadt wurde in einem Lied beschrieben, dessen erste Gitarrenriffs sicher jedermann bekannt sind – man muss allerdings schon genau hinhören, um zu verstehen, dass es sich in Montreux abgespielt hat. Es geht um eine Band, die 1971 im Casino von Montreux eine neue Platte aufnehmen wollte: Einen Abend zuvor setzte ein verrückter Fan während eines Frank Zappa-Konzertes das Casino in Brand, wobei Rauchschwaden über den See zogen und Feuer den Himmel erhellte. Wer jetzt noch nicht darauf gekommen ist – es geht um Deep Purple, die in ihrem wohl bekanntesten Song diese Geschichte erzählen.
Das Casino wurde anschließend wieder aufgebaut und im Gebäude das Aufnahmestudio Mountain Studios eingerichtet, das 1979 von Queen gekauft wurde.
Queen nahmen hier bis zum Jahr 1995 sieben Alben auf. Auf dem Cover des letzten Queen-Albums mit dem bereits 1991 verstorbenen Freddie Mercury Made in Heaven ist eine Skulptur von Freddie vor der Kulisse des Genfersees zu sehen, deren vergrößerte Kopie seit 1996 in Montreux am Ufer des Sees steht. Der Sänger verliebte sich in die Stadt und verbrachte hier seine letzten Lebensjahre.
Für viele Queen-Fans ist Montreux und die Mountain Studios daher zu einem Pilgerort geworden – an der Außenwand des Casinos, wo sich der ursprüngliche Eingang der Studios befand, haben sich Fans mit ihren Namen und Botschaften verewigt.
In einem separaten Bereich des heutigen Casinos sind Devotionalien der Band und ihrem charismatischen Sänger ausgestellt: Der Besuch der Queen: The Studio Experience in den original Mountain Studios ist überraschenderweise kostenlos, es wird lediglich um eine Spende zu Gunsten einer Stiftung gebeten.
In den Studios wurden natürlich nicht nur Queen-Songs für die Ewigkeit geschrieben und aufgenommen: 1981 kam David Bowie, der zu der Zeit in der Schweiz lebte, in die Mountain Studios, um die Backgroundvocals für den Queen-Song “Cool Cat” einzusingen. Aus einem Jamsession zwischen Queen und David enstand aus dem ehemaligen Roger Taylor-Song “Feel Like” der Evergreen Under Pressure.
Nach so viel aufregender Geschichte entspannten wir uns bei einem Bummel entlang der wunderschönen blumengesäumten Promenade von Montreux.
Danach kehrten wir nach Vevey zurück, aßen in der Pizzeria Molino sehr gut zu Abend und stellten fest, dass es sich um eine Kette mit 18 Restaurants in der Schweiz handelt, allerdings – im Gegensatz zum deutschen Vapiano – mit freundlicher Bedienung, die einem die Speisen und Getränke an den Tisch bringt. Jochen nutzte die Gelegenheit, die Schande des “Risottos” aus Beaune auszumerzen, und Alex war mit ihren Penne Amatriciana sehr zufrieden. Nach dem Essen war es noch viel zu früh, nach Hause zu fahren und so tranken wir noch einen Absacker an der Uferpromenade in einer Bar und beobachteten den Sonnenuntergang, der den Himmel über dem Genfersee in rotes Licht tauchte.
Bonne nuit et à demain.