Moltifao (Korsika) 14.06. – Rundfahrt durch das Nebbio

Das Nebbio mit seiner Hauptstadt Saint-Florent liegt östlich der Balagne. Die Stadt Nebbio – historischer Vorgänger von Saint-Florent – war schon zur Römerzeit ein Ort des Handels, wurde aber im 13. Jahrhundert von den Sarazenen zerstört. Die Genuesen gründeten 1440 Saint-Florent, indem sie die Zitadellen auf dem Felsvorsprung im Meer errichteten. Bei der Namensgebung der Region Nebbio stand der Nebel Pate, der morgens über der Region bis hinauf in die Berge liegt.

Nebel bekamen wir heute erstmal nicht zu sehen, wahrscheinlich hatte der heftige Sturm, der über den Norden Korsikas gezogen war, die Wolken bereits vertrieben. Die Anfahrt entsprach der Route zum Cap Corse, doch zum Glück mussten wir den Stau rund um Bastia nicht komplett durchfahren, kurz vor der Stadt zweigte die Straße in die Berge nach Patrimonio ab. In direkter Nähe der Kirche St. Martin steht die Menhirstatue U Nativu aus Kalkstein aus vorchristlicher Zeit, die im 20. Jahrhundert in der Nähe entdeckt wurde.

Blick auf Patrimonio und die Hügel mit Weinanbau im Umland
U Nativu

Über Saint-Florent ging die Fahrt weiter nach Oletta, wo wir im Zentrum parkten und die letzten Meter zur Kirche Saint André spazierten. Alex versuchte währenddessen ihre im Sturm umherwirbelnden Haare in den Griff zu bekommen – manchmal hat eine Kurzhaarfrisur, wenn man das bei Jochen so noch nennen kann, doch seine Vorteile. Im Inneren der Kirche mussten sich unsere Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen.

Oletta
Saint André von innen

Bereits beim Abstellen des Autos hatten wir das kleine Restaurant A Forge entdeckt, bei dem man sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite des eigentlichen Lokals in eine Art Wintergarten setzen und den Blick auf die Umgebung richten kann. Größte Herausforderung für die Bedienung bei dem Sturm war, die Speisen und Getränke unbeschadet über die Straße zu bringen. Für uns war es dagegen einfach, eine Auswahl der Süßspeisen zu treffen, die zum Kaffee gereicht werden sollten: eine Zitronentarte für Alex und einen Café Gourmand, der aus einem Espresso mit vier kleinen Leckereien bestand, für Jochen.

Da kann man sich doch gar nicht entscheiden womit man anfangen soll: dem Espresso, dem warmen Schokoladenküchlein, dem Baiser mit Erdbeeren, dem Mini-Bratapfel oder doch dem Eis in rotem Mantel?

Von Oletta aus schlängelte sich die Straße immer weiter bergauf über den Col de San Stefano bis hinauf nach Murato, wo eine der meist fotografierten Sehenswürdigkeiten der Insel steht, die Kirche San Michele. Das romanische Bauwerk aus verschiedenfarbigem Stein – dunkelgrüner Schiefer und heller Kalkstein – stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Besonderheit des kleinen Kirchleins besteht in den Ornamenten und Skulpturen auf der Außenseite. Wir entdeckten unter anderem Eva mit etwas zu lang geratenen Armen, die nach der verbotenen Frucht greift. Im Inneren der Kirche sind die Fresken rund um den Altarraum weitgehend verloren gegangen.

Romanische Kirche San Michele de Murato
Blick ins Innere der Kirche
Irgendetwas ist hier nicht ganz proportional dargestellt
Eva, die mit der rechten Hand ihre Scham bedeckt und mit der linken schon nach dem Verderben greift

Von Murato aus starteten wir einen kleinen Abstecher über schmale Straßen nach Rapale und Piève, wo in der Nähe der Kirche San Quilico drei weitere Menhirstatuen auf Besucher warten.

Eine Bushaltestelle für jahrtausendealte Statuen

Zurück nach Moltifao wählten wir die kürzere, aber deutlich anspruchsvollere Fahrt über die D5 nach Ponte Novu – in vielen Kurven ging es über die Berge, vorbei an einsamen Bauernhöfen. Unterwegs bot sich uns die Möglichkeit, unsere Tierbeobachtungen der letzten Tage fortzusetzen: Eine Gruppe korsischer Schweine freute sich, dass Jochen ihnen etwas Essbares über den Zaun warf, zwei Esel genossen kleine Streicheleinheiten und ein Ziegenhirte war gerade dabei, seine Herde mit einem ziemlich gestressten Hütehund auf eine andere Weide quer über die Straße zu treiben.

Endlich was zu futtern – groin!
Wenn schon mal jemand vorbeikommt, lassen wir uns auch nicht lange bitten – hi-han!
Blick auf eines der Bergdörfer unterwegs
Wir warten dann mal besser, bis der Hütehund seinen Job gemacht hat

Kurz vor Einmündung auf die Straße Richtung Ponte Leccia entdeckten wir am Ortsrand von Ponte Novu das Ergebnis jahrelanger Arbeit eines Einwohners, der das (imaginäre) Dorf Carriolu in Miniatur erbaut hat. Natürlich dürfen auch in einem erfundenen Dorf aus unzähligen Steinhäusern weder Genueserturm noch Wind- und Wassermühle fehlen.

Village miniature de Carriolu
Eine Genueserbrücke und eine typische Kirche
Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein

Für das Abendessen war heute (Weber-) Grillmeister Jochen verantwortlich, nach ein paar Problemen mit der nicht ganz so reißfesten Alufolie auf dem Grill konnten wir uns die leckeren Hähnchenspieße mit Salat schmecken lassen.

Sieht nicht nur gut aus sondern schmeckt auch gut

Zum Dessert gab es noch eine Folge der zweiten Staffel unserer aktuellen Serie Fleabag auf Amazon Prime.

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