Figari (Korsika) 20.06. – Bonifacio – ein Genuss für Augen und Ohren

Wer unseren Blog verfolgt, dem ist bestimmt nicht entgangen, dass wir den Ablauf des kommenden Urlaubstages gerne im Voraus planen. Der Plan für heute stellte uns jedoch vor größere Herausforderungen:
Für die Abendgestaltung hatte sich Alex korsischen Gesang gewünscht, auf unzähligen Straßenplakaten war für heute Abend ein Konzert von Vox Corsica beworben worden. Soweit, sogut – auf der Facebook-Seite der Band war jedoch zu lesen, dass besagtes Konzert erst eine Woche später stattfände. Als Alternative entdeckten wir die Jeudis Polyphoniques, die jeden Donnerstag in der Kirche Saint-Dominique in Bonifacio stattfinden und heute Tempus Fugit im Programm hatten – auf der Homepage der Band war als Termin für das Konzert in Bonfacio jedoch der kommende Donnerstag genannt – alles sehr seltsam.
Da wir wegen der Bootsfahrt – siehe unten – sowieso nach Bonifacio fahren mussten, beschlossen wir, uns bei der dortigen Tourist-Info zu erkundigen und am besten gleich zwei Tickets für das Konzert zu besorgen. Spoiler Alert: Tempus Fugit sind aufgetreten, Facebook kann irren!

Zuvor war die extrem knifflige Aufgabe zu lösen, wann der beste Zeitpunkt für eine Bootsfahrt rund um Bonifacio ist und mit welchem der unterschiedlichen Anbieter wir diese machen wollten. Letzteres konnten wir recht zügig klären: SPMB Promenades en Mer Bonifacio bot bei Buchung einer Bootsfahrt kostenlose ganztägige Parkplätze an. Die Wahl der optimalen Uhrzeit dauerte länger: Im Reiseführer stand, die beste Zeit sei zwischen 15 und 16 Uhr, Jochen hatte am Vortag den Sonnenverlauf auf seiner Tour beobachten können, Alex dachte, die Morgensonne würde besseres Licht auf die Felsen werfen. Letztendlich vertrauten wir dem Reiseführer – lustigerweise verdunkelte jedoch gerade zum Höhepunkt der Bootsfahrt (vorbei am Plateau von Bonifacio mit Blick auf die Oberstadt) eine riesige Wolke den Himmel und schmälerte so die Aussicht auf hervorragende Bilder. Zum Glück hatte die Sonne so viel Kraft, die Wolke aufzulösen.

Aber von vorne: Kurz nach 14 Uhr fuhren wir nach Bonifacio, kauften uns bei SPMB zwei Tickets für den Circuit 1: Grottes-Falaises-Calanques für je 18,50 EUR und parkten das Auto auf den kostenlosen Parkplatz um, der zehn Minuten zu Fuß vom Hafen entfernt lag. Zurück am Hafen nahmen wir Platz im hinteren Teil eines schon gut besetzten Bootes ein, das kurz vor der Abfahrt stand. Wenig später begann die Fahrt: Auf der einstündigen Tour fuhr das Schiff erst in eine Grotte und kleine Buchten entlang der Küste nach Westen, bevor es wieder ostwärts ging, wo das Highlight – die Fahrt entlang der Altstadt von Bonifacio – wartete.

Los geht’s – das Hafenbecken

Erster Halt nach Verlassen des Hafens war die Grotte Marine du Sdragonato: Die Einfahrt ist nur bei wenig Wellenbewegung möglich, im Innern richtet sich der Blick zum einen nach unten auf das türkisfarbene, klare Wasser und zum anderen nach oben auf einen Durchbruch in der Decke, durch den das Sonnenlicht hereinfällt und der aus dem richtigen Winkel betrachtet mit ein bisschen Phantasie die Form Korsikas aufweist.

Blick aus der Grotte
Mit ein bisschen Phantasie erkennt man die Umrisse Korsikas

Danach ging es durch eine kleine Bucht, in der sich die dort ankernden Schiffe sicherlich über die in kurzen Abständen vorbeifahrenden Ausflugsschiffe freuten, bis zum Strand von Paraguane, wo das Schiff drehte und mit ordentlich Schub Richtung Osten brauste.

Phare de la Madonetta
Strand von Paraguane

Zurück in Bonifacio ergaben sich bei der Fahrt entlang der Felsen immer wieder tolle Ausblicke auf die Stadt, deren Erbauer sich die isolierte Lage auf einem Felsplateau zu eigen gemacht und die Häuser ganz nah an die Abbruchkante gebaut haben. Vom Wasser aus sieht man auch die in den Fels geschlagene Treppe des Königs von Aragon. Angeblich wurde die Treppe in einer einzigen Nacht im Jahr 1420 von den Truppen des Königs von Aragon in den Fels geschlagen, der die Stadt belagerte. Realistischer ist, dass die Treppe mit ihren 178 Stufen von den Bewohnern errichtet wurde, um den Zugang zu einer Süßwasserquelle am Fuß des Plateaus zu erhalten. Was auch immer stimmt, beeindruckend ist das Bauwerk auf alle Fälle. Unser Boot fuhr bis zum Grain de Sable – “Sandkorn” scheint uns eine kleine Untertreibung für den isoliert im Meer stehenden Felsen.

Treppe des Königs von Aragon
Bonifacios Oberstadt
Wunderschön
Und jetzt auch noch mit Boot
Grain de Sable

Nach Rückkehr in den Hafen, Kauf zweier Tickets in der Tourist-Info für das Konzert am Abend und einer kurzen Pause inklusive Verzehr eines Crêpe im Le Marina – einem der zahlreichen Restaurants, die sich rund um das Hafenbecken gruppieren, machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Tempus Fugit spielen heute abend in Bonifacio – geht doch!
Wer wartet hier wohl auf seinen Crêpe?

Nach kurzem Frischmachen/Umziehen brachen wir eineinhalb Stunden später erneut nach Bonifacio zum Abendessen und anschließenden Konzert auf. Mit dem Ticket für die Bootstour am Nachmittag konnte man angeblich den ganzen Tag auf dem Parkplatz der Agentur parken. Doch obwohl die Zufahrt um 19 Uhr noch möglich war, trauten wir uns nicht, das Auto dort abzustellen, da wir befürchteten, dass jemand am späteren Abend das große Tor abschließen könnte und wir für die Heimfahrt das Taxi nehmen müssten. Schräg gegenüber fanden wir zum Glück einen kostenlosen kleinen Parkplatz.

In der Pizzeria unserer Wahl Mama Ginà sollten wir dann die schwierige Frage der Bedienung beantworten, ob wir drinnen oder draußen essen möchten – aber was ist genau bedeutet “drinnen” und was “draußen”, wenn sich im Inneren des Restaurants nur zwei Tische befinden, der große Rest unter der überdachten Terrasse steht bzw. einige Tische auf der Terrasse, jedoch ohne Überdachung, stehen? Wir lösten das Problem ganz einfach durch Anzeigen des gewünschten Platzes. Die Pizza war gut – mit vielleicht ein bisschen zu viel Käse. Interessant war, was sich Besucher am Nachbartisch bestellten: serviert wurde ein tiefer Teller unbekannten Inhalts, der mit Pizzateig überbacken wurde.

Pizza à la Mama Ginà
Drinnen oder draußen, das ist hier die Frage

Um vom Hafen in der Oberstadt zu gelangen, mussten wir zunächst die Stiege Montée Rastello und danach die Montée Saint-Roch bezwingen.

Montée Saint-Roch
Noch ein letztes Mal der Blick auf die Küste von der Oberstadt aus

Bis zum Konzertbeginn um 21:30 Uhr hatten wir noch etwas Zeit, also schlenderten wir langsam durch die Altstadtgassen zur Kirche Saint-Dominique. Kurz vor neun hatten sich bereits weitere Besucher vor den noch verschlossenen Türen der Kirche eingefunden. Erst eine Viertelstunde später erfolgte der Einlass – wann haben wir das letzte Mal für den Eintritt in eine Kirche 15 EUR gezahlt und mussten auch noch Schlange stehen?

Saint-Dominique

Für die Darbietung, die ohne zwischenzeitlichen Applaus in andächtiger Stille seitens des Publikums stattfand, stellten oder setzten sich die fünf Sänger an unterschiedliche Stellen im Altarraum. Zwischen den meist traditionellen – zwei lateinische Kirchenlieder waren die Ausnahme – Liedern richtete jeder Sänger einzeln eine Ansprache ans Publikum, jedoch auf korsisch – was wir genauso wenig verstanden wie den Inhalt der Gesänge. Schön war’s trotzdem.

Tempus Fugit

Nach knapp eineinhalb Stunden war das Konzert zu Ende, auf dem Weg von der Oberstadt zurück zum Auto eröffnete sich nochmal ein toller Blick auf die beleuchtete Altstadt.

Die Oberstadt mit ihren unzähligen Lokalen
Bunifazziu, wie der Korse so schön sagt, in Blau

Die für die Rückfahrt aus Bonifacio rausführende Straße war am späten Abend leider wegen Bauarbeiten gesperrt und so mussten wir noch eine kleine Extraschleife in Kauf nehmen, bis wir Punkt 24 Uhr in der Ferienwohnung ankamen und in unsere Betten sinken durften.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert