Figari (Korsika) 22.06. – Bastia – Au revoir la Corse!

Der späte Rückflug von Bastia an unserem letzten Urlaubstag hatte den Vorteil, dass uns noch ein wenig Zeit für Sightseeing blieb. Nachdem wir gemütlich gefrühstückt hatten, kam der im Nachbarhaus wohnende Vermieter gegen 10 Uhr vorbei und nahm die Schlüssel der Ferienwohnung in Empfang. Nach kurzen Smalltalk (auf französisch banalités) begannen wir unsere 160 km lange Fahrt in den Norden der Insel, wo wir uns Bastia anschauen wollten – laut Reiseführer stellt die Stadt, die viele nur als Eingangstor nach Korsika nutzen, ein lohnendes Ziel dar.

Gegen 13 Uhr erreichten wir Bastia und fanden recht schnell einen Platz im Parkhaus unterhalb des riesigen Platzes Saint-Nicolas, auf dem eine Figur Napoleons in römischer Heldenpose über das Treiben wacht. Nach der langen Autofahrt hatten wir uns eine Erfrischung und einen Snack in einem der vielen Cafés auf der Ostseite des Platzes verdient, bevor wir zur Erkundung der Stadt aufbrachen.

Napoleon am Platz Saint-Nicolas

Vom Platz Saint-Nicolas folgten wir der Fußgängerzone in Richtung Altstadt und dem altem Hafen. Erster kurzer Stopp war bei der Kapelle Saint Roch, in der Rochus von Montpellier, der Schutzpatron der Pestkranken, verehrt wird.

Oratoire de la Confrérie Saint Roch
Rue Napoléon

Leider fand der im Reiseführer angekündigte samstägliche Markt auf dem Place du Marché nicht statt oder er war bereits vorbei: Der Platz lag ein wenig im Dornröschenschlaf und würde vermutlich erst wieder gegen Abend zum Leben erwachen.

Place du Marché – ohne Markt

Durch eine schmale Gasse erreichten wir den alten Hafen, heute Ankerplatz für unzählige Motoryachten – die großen Fähren zum Festland legen im neu angelegten Hafenbecken vor der Stadt an.

Alter Hafen

Vom Hafen aus führt eine steile Straße zum Zitadellenviertel der Stadt hinauf. Trotz des kurzen Weges durch die hohen Temperaturen und einer über der Stadt liegenden Schwüle eine schweißtreibende Angelegenheit, die aber mit einem schönen Ausblick auf den Hafen und die Altstadt belohnt wurde.

Aufstieg zum Zitadellenviertel
Bastia von oben

An der Hafenmole kühlten sich die Jugendlichen mit einem Sprung ins Wasser ab, während wir unseren Rundgang fortsetzten.

Abkühlung gefällig?

Mitten in der historischen Zitadelle liegt die Kathedrale Sainte-Marie. Die blumengeschmückten Bänke ließen darauf schließen, dass in Kürze eine Hochzeit in der Kirche anstehen würde. Wir waren für eine kleine Abkühlung im Kirchenschiff dankbar und revanchierten uns mit einer Spende von einem Euro, die die Kerzenleuchter im Kirchenschiff zum Leuchten brachte – ein Garant für bessere Fotos im Vergleich zum ansonsten eher dunklen Inneren.

Es werde Licht!

In direkter Nachbarschaft zur Kathedrale befindet sich die Kapelle Oratoire de la confrérie de Sainte-Croix. Das heilige Kreuz, das einer Legende nach im Wasser treibend von Einwohnern der Stadt geborgen wurde und sich heute in einer Seitenkapelle der kostbar ausgeschmückten Kirche wiederfindet, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Pilgerstätte.

Oratoire de la confrérie de Sainte-Croix

Nach der Rückkehr zum alten Hafen nutzen wir die verbleibende Zeit für eine kleine Erfrischung im Le Karma und schauten noch im Stammhaus von L.N. Mattei vorbei, dem Produzenten des legendären Apéritifs Cap Corse, eine Mixtur aus Muskatwein und Chinarinde. Hübsch eingerichtet verkauft man hier mittlerweile allerlei Leckereien.

Maison L.N. Mattei
Cap Corse rouge et blanc
Isser nicht süß?

Anschließend mussten wir Abschied nehmen, es stand die Fahrt zum Flughafen und die Rückgabe unseres Mietwagens auf dem Plan. Da unser Rückflug wie per Mail kurz zuvor angekündigt über eine Stunde Verspätung haben sollte, hatten wir ausreichend Zeit. Als wir nach der Mietwagenrückgabe die Abfertigungshalle betraten, standen sich bereits andere Urlauber in Schlangen die Füße in den Bauch. Wir reihten uns in die Schlange nach Frankfurt ein und warteten – richtig flott ging es nicht vorwärts, kein Wunder, war doch nur ein Abfertigungsschalter geöffnet. Hätte der Flug keine Verspätung gehabt, wären wir sicherlich schon leicht nervös geworden. Die anschließende Sicherheitskontrolle konnten wir relativ zügig passieren, doch danach wartete das Chaos auf uns: Das mündlich angegebene Gate “C” bedeutete für uns, dass wir erneut anstehen mussten, dieses Mal zur Passkontrolle. Diese glich jedoch einem Nadelöhr und es ging überhaupt nicht voran, jeder stellte sich an, wo er wollte – es herrschte Chaos. Spätestens jetzt hätten wir den Flug bei regulärer Abflugzeit verpasst.

Nein, die Leute wollen nicht zum Duty-Free Shop

Nachdem wir ungefähr zwei Meter vorangekommen waren, hörten wir die Ansage (natürlich auf Französisch), das Gate für unseren Flug habe sich geändert. Allerdings wurde das neue Gate noch nicht auf dem Abflug-Bildschirm angezeigt, und eine Französin zu verstehen, die bei extrem lauten Hintergrundgeräuschen recht leise einen Buchstaben vorliest, der alles zwischen “D” und “J” hätte sein können, stellte sich als nicht ganz trivial heraus. Richtig war dann Gate “G”, wie wir auf der Anzeigetafel lesen konnten, ebenso, dass das Boarding dort bereits im Gange sei – am Gate angekommen passierte allerdings 40 Minuten überhaupt nichts.
Als das Boarding schließlich begann, wurde lediglich die Hälfte der Fluggäste in einen Bus verladen und zum Flieger gefahren, danach schloss sich die Tür zum Flugfeld wieder und wir mussten wieder warten. Ein weiterer Bus hielt an, durfte uns aber wohl nicht mitnehmen und fuhr nach fünf Minuten unverrichteter Dinge weiter. Zuguterletzt begleitete uns eine Flughafenangestellte zu Fuß zu unserem Flugzeug.

Nachdem alle Platz im Flieger genommen hatten, eröffnete uns der Kapitän, dass aufgrund der zahlreichen Gewitter über Süddeutschland und den Alpen nur eine verringerte Anzahl von Flugzeugen abheben dürften und auch Umwege in Kauf genommen werden müssten, um die Gewittertürme zu umfliegen. Wir müssten demnach mindestens eine weitere Stunde am Boden auf unseren Slot für den Abflug warten.

Das Regen- / Gewitterradar zeigt die schweren Gewitter über Süddeutschland

Dies bewahrheitete sich zum Glück nicht, nur 10 Minuten später begannen die Vorbereitungen für den Flug und kurz darauf konnten wir starten. Die ganzen Verzögerungen und das Hin- und Her beim Abflug waren nervig und führten dazu, dass wir erst sehr spät zu Hause ankamen.

Zumindest wurden wir mit einem schönen Sonnenuntergang kurz vor der Landung belohnt.

Wenigstens eine kleine Entschädung für den Stress beim Rückflug

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert