Paris 20.05. – Uns bleibt immer noch Paris

Ein Wochenende mit zwei europäischen Hauptstädten, zwei Konzerten und noch viel mehr – das war unser Plan für die kommenden drei Tage. Start war um 8 Uhr am Hauptbahnhof Saarbrücken, nach nur einem Zwischenstopp in Forbach kurz hinter der Grenze und einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 316 km/h standen wir zwei Stunden später bereits am Gare de l’Est in Paris und keine 15 Minuten später in der Lobby unseres Hotels Ibis Styles Paris Gare de l’Est TGV. Wir stellten den Koffer ab und konnten unsere erste Erkundung von Paris starten.

Das Wetter am heutigen Vormittag war unbeständig und regnerisch, erst für den Abend war Besserung vorhergesagt und so machten wir uns auf den Weg zum Musée d’Orsay, einem direkt an der Seine gelegenen Kunstmuseum in einem ehemaligen Bahnhof, der bis 1939 in Betrieb war und ab 1977 in ein Museum umgebaut wurde. Seit 1986 lockt das Museum Besucher mit einer umfangreichen Ausstellung von Gemälden, Skulpturen und Grafiken Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts.

Bei unserem letzten Besuch drängten sich sich die Besucher durch eine hochkarätige Van Gogh Ausstellung – aktuell gibt es zwei Sonderausstellungen zum Werk von Aristide Maillol, einem französischen Bildhauer und Maler, sowie Antoni Gaudí, dessen Werke jedem bekannt sein sollten, der schon einmal Barcelona besucht hat. Uns lockten jedoch weniger die Sonderausstellungen, sondern mehr die permanente Ausstellung mit einer umfangreichen Sammlung aus der Zeit des Impressionismus und Post-Impressionismus.

Der Besucher betritt das Museum durch die ehemalige Bahnhofshalle, von der rechts und links Ausstellungsräume abzweigen. Zu Beginn empfing uns gleich eine 3m hohe Freiheitsstatue, ein Werk das französischen Bildhauers Frédéric-Auguste Bartholdi, die er für die Weltausstellung im Jahr 1900 anfertigen ließ und die uns auf unseren kurz bevorstehenden New York-Urlaub einstimmte.

Danach ging es durch die beiden Sonderausstellungen zu Ehren Aristide Maillols und Antoni Gaudís.

Die Ausstellung zu Gaudi widmete sich den von ihm entworfenen Gebäuden, Einrichtungsgegenständen und natürlich der Sagrada Família

Neben den ausgestellten Werken ist das Museum selbst wunderschön anzuschauen. Es gehört sicherlich zu den schönsten Museen, die wir bisher gesehen haben.

Danach setzten wir unseren Rundgang durch die permanente Ausstellung zu Künstlern und Werken des französischen und belgischen Jugendstils fort. Dabei fielen uns Werke des belgischen Architekten und Designers Henry van de Velde ins Auge. Erst zu Ostern auf unserem Ausflug nach Chemnitz und Weimar konnten wir uns von dessen vielseitigen Talent überzeugen.

Aber auch Werke von Emile Gallé und Louis Majorelle (beide Schule von Nancy) waren einen Blick wert.

Vor der weiteren Erkundung in den oberen Stockwerken des Museums legten wir eine Pause in dem wunderschönen Café Campana ein, das seinen Namen den beiden brasilianischen Designern Fernando und Humberto Campana verdankt. Vielleicht kommen Besucher in einigen Jahren weniger hierher, um die Kunst des Impressionismus zu bewundern als vielmehr das Werk dieser beiden Architekten.

Auch im Café hat man die Zeit immer im Blick

Das oberste Stockwerk des ehemaligen Bahnhofs ist den Impressionisten gewidmet. Werke namhafter Künstler, für die man in anderen Museen eigene Sonderausstellungen veranstaltet hätte, reihen sich hier aneinander und entsprechend groß ist der Andrang der Besucher.

Pierre Auguste Renoir – Tanz in der Stadt / Tanz auf dem Land
Edgar Degas – Petite danseuse de quatorze ans (1921-1931)

Edgar Degas – L’Orchestre de l’Opera (1870)
Claude Monets Bilder der Kathedrale von Rouen – morgens, mittags und abends und mit unterschiedlichem Lichteinfall

Zwischendurch nochmal ein kurzer Blick auf die Uhr:

Blick durch die Bahnhofsuhr auf den Hügel von Montmartre
– auch wenn das auf dem Bild so nur schwer zu erkennen ist

Eine Steigerung der Besucherdichte war im Anschluss lediglich in den Räumen möglich, in denen die Werke von Vincent van Gogh, Paul Gauguin und von Henri de Toulouse-Lautrec ausgestellt sind.

Wir waren total überrascht, das Portrait des Dr. Gachet dort hängen zu sehen, hatten wir doch bei der Ausstellung Making Van Gogh im Frankfurter Städel die Geschichte über das Werk und dessen mysteriöses Verschwinden in einem eigens produzierten Podcast gehört. Das Rätsel löste sich erst, als wir erfuhren, dass Van Gogh zwei Versionen des Bildes anfertigte, von der nur eines noch öffentlich ausgestellt ist. Jochen war zudem überrascht, einige der Bilder im Original zu sehen, die zu Hause als Puzzle an der Wand hängen.

Zwei Werke von Henri de Toulouse-Lautrec, der durch die Plakate berühmt wurde, die er für das Moulin Rouge malte.

Henri de Toulouse-Lautrec – Das Bett (1892)
Henri de Toulouse-Lautrec – Frau mit schwarzer Boa (1892)

Eine kleine Auswahl der schönsten und farbenprächtigsten Bilder von Vincent van Gogh:

Vincent van Gogh – Van Gogh’s Schlafzimmer in Arles (1889)
Vincent van Gogh – Nachthimmel (1888)

Nach über vier Stunden im Museum waren wir froh, wieder ohne Maske an der frischen Luft zu sein und mit Blick auf den Louvre und das Musée d’Orsay vom anderen Seine-Ufer aus in Richtung Eiffelturm zu spazieren.

Aus einer Zeit, als man noch schöne Bahnhöfe baute
Am Place de la Concorde ist der Eiffelturm bereits in der Ferne zu sehen

Das Ziel war die Anlegestelle der sogenannten Bateaux Mouches direkt gegenüber dem Eiffelturm, um Tickets für eine abendliche Fahrt auf der Seine zu erstehen. Über einen kurzen Zwischenstopp im Hotel – wir hatten ja noch nicht eingecheckt- ging es weiter zu Fuß zum Abendessen in die Pizzeria Papelli.

Von dort machten wir uns erneut auf den Weg zur Ablegestelle der Bateaux Mouches. Einen Teil der Strecke, die wir heute Nachmittag gelaufen waren, ging es zunächst zurück, dann einmal rund um die Île de la Cité, auf der die Bauarbeiten für den Wiederaufbau von Notre Dame auf Hochtouren liefen, da sie bis zu den Olympischen Spielen abgeschlossen sein sollen, und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Zum Abschluss fuhr das Schiff in die von der Anlagestelle entgegengesetzte Richtung bis zum Eiffelturm. Für uns immer wieder ein beeindruckender Anblick, insbesondere, wenn in bestimmten Abständen tausende Lichter den Turm zum funkeln bringen.

Die Souvenirverkäufer am Fuße des Turms hatten am Abend ihr Sortiment bereits angepasst und priesen glitzernde Modelle der meistbesuchten Sehenswürdigkeit Frankreichs an. Über das Marsfeld, auf dem Besucher den Abend auf Decken auf der Wiese im Schatten des Eiffelturms verbrachten, spazierten wir zur nächsten Metro-Station, um den Nachhauseweg anzutreten.

Vincent hätte seine Staffelei sofort heraus geholt und ein Meisterwerk auf Leinwand gebannt
Da steht er – hoffentlich noch ganz lange…

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