Heute Morgen packten wir unsere Reisetasche, um nach 2017 und 2023 erneut nach Schwäbisch Hall aufzubrechen. Die malerische Stadt im Kochertal lockt Jahr für Jahr mit ihrer historischen Altstadt, Kunst und Kultur Menschen aus nah und fern an.
Nach dem Einchecken in unserem Hotel spazierten wir bei schönstem Sonnenschein zunächst am linken Kocherufer entlang und wechselten dann auf die gegenüberliegende Seite.


Bei unseren letzten Besuchen hatten wir bereits an einer Altstadtführung teilgenommen und uns Ausstellungen in der Kunsthalle Würth und der Johanniterkirche angeschaut, aber noch keinen Blick ins Hällisch-Fränkische Museum geworfen, das die Geschichte der Stadt und der Region erlebbar macht.
Wie bei den beiden anderen Museen ist auch hier der Eintritt kostenlos, und es lohnt sich.
Das Museum befindet sich mitten in der Altstadt, größtenteils im imposanten Keckenturm, einem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, das allein aufgrund seiner beeindruckenden Architektur einen Besuch wert ist.
Neben Sonderausstellungen wird hier die faszinierende Geschichte der Stadt präsentiert, die durch die Salzgewinnung zu Wohlstand kam und im 16. Jahrhundert zu einem bedeutenden Zentrum der Reformation wurde.
Die aktuelle Sonderausstellung widmete sich anlässlich des 100. Geburtstags der Geschichte der Freilichtspiele sowie Gerhards Marionettentheater. Passend dazu freuten wir uns darauf, am Abend das Musical West Side Story anschauen – gespielt unter freiem Himmel in der spektakulären Kulisse der Großen Treppe der Kirche Sankt Michael. Die Ausstellung bot einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen und einen umfassenden Überblick über die Stücke, die hier in den vergangenen 100 Jahren aufgeführt wurden.

Das ursprünglich in Wuppertal gegründete Marionettentheater der Familie Gerhards blickt ebenfalls auf eine hundertjährige Geschichte zurück, die seit 1943 in Schwäbisch Hall fortgeschrieben wird. Die Ausstellung nahm die Besucher mit auf eine Zeitreise und gewährte einen Blick auf historische Puppen, prachtvolle Kostüme, detailreiche Bühnenmodelle und originelle Requisiten.
Im obersten Geschoss des Museums ist die Sammlung Eugen Heckmann ausgestellt. Über mehr als 50 Jahre trug er historisches und neuzeitliches Spielzeug zusammen, das sich größtenteils im Besitz von Schwäbisch Haller Familien befand. Die Spielsachen gewähren einen Einblick in vergangene Kinderwelten.




Ein weiterer Teil der Sammlung des Museums widmete sich Objekten, die die unterschiedlichen Formen spätmittelalterlicher Frömmigkeit vor der Reformation zeigte. Ein besonderes Highlight ist das flandrische Altarretabel aus der Marienkirche in Rieden. Der geschnitzte Schrein gibt drei Ereignisse des Marienlebens wieder.

Auch Objekte des jüdischen Lebens in der Region waren ausgestellt, wie zum Beispiel die Vertäfelung des Unterlimpurger Betraums, den der jüdische Wandermaler Elieser Sussmann 1738/39 schuf.
Zudem beitzt das Museum etwa 200 Schützenscheiben aus dem 18. und 19. Jahrhundert und damit eine größten Sammlungen bemalter Schützenscheiben in Europa. Die ausgestellten Scheiben zeigen sowohl Szenen aus dem Alltagsleben als auch verschlüsselte Allegorien oder Anspielungen auf politische Ereignisse.

Bei herrlich sommerlichen Temperaturen genossen wir im Anschluss unser Abendessen im Restaurant Schuhbäck. Das historische Restaurant im Herzen der Altstadt bietet die ungewöhnliche, aber gelungene Kombination von schwäbischer und indischer Küche. Wir waren froh, frühzeitig einen Tisch reserviert zu haben – um 18 Uhr herrschte großer Andrang und alle Tische waren im Nu besetzt.
Auf dem Marktplatz liefen in wunderschöner historischer Kulisse die letzten Vorbereitungen für das Musical West Side Story, dessen Musik von Leonard Bernstein komponiert und das 1957 uraufgeführt wurde. In Anlehnung an Shakespeares „Romeo und Julia” spielt die Liebesgeschichte im New York der 1950er Jahre und thematisiert den erbitterten Bandenkrieg zwischen den US-amerikanischen “Jets” und den puerto-ricanischen “Sharks”. Die tragische Geschichte erzählt von der Liebe zwischen einer Puerto-Ricanerin und einem US-Amerikaner – mit einem herzzerreißenden Ende.
Wir waren bestens vorbereitet und hatten uns wenige Tage zuvor den Musicalfilm aus dem Jahr 2021 von Steven Spielberg angeschaut. An diesem Abend passte einfach alles zusammen: die atemberaubende Kulisse, der laue Sommerabend und die perfekte Aufführung. Hochachtung für die Schauspieler, die während des Stücks die Treppenstufen zur Kirche hoch und runter liefen, ohne dabei aus dem Tritt zu kommen.

Sofern sich die Gelegenheit bietet, werden wir sicher irgendwann wieder die Chance nutzen, uns ein Theaterstück oder Musical in Schwäbisch Hall anzuschauen – in der Hoffnung auf ebenfalls trockenes Sommerwetter für dieses einzigartige Open-Air-Erlebnis.